Zähne zusammenbeißen – und durch …
Dieses geflügelte Wort kennen wir von unseren Eltern und Großeltern, seit wir denken können. Es begleitet uns überall da, wo wir eine seelische Barriere überwinden müssen, sei es eine gefürchtete Prüfung, eine unliebsame Aussprache oder ein sportliches Ziel. Aber auch das Ertragen von Unkollegialität im Beruf, Sorge um die Zukunft, Angst wirken sich seelisch ähnlich aus. Ein Magazin veröffentlichte kürzlich Umfrageergebnisse, wonach rund 10 Millionen Menschen in Deutschland angeben, unter dem Burnout-Syndrom zu leiden!
Viele Patienten würden auch lieber beim Zahnarzt die Zähne zusammenbeißen und den Besuch schnell hinter sich bringen. Aber gerade das Gegenteil ist beim Zahnarztbesuch ja notwendig: Den Mund ganz weit öffnen! Die körperlichen und seelischen Belastungen des Alltags, der hochgeputschte Erfolgsdrang, der individuelle und gesellschaftliche Perfektionismus, der individuelle „Wettbewerb“ (Wer hat das größte Auto, wer hat den schöneren Garten usw.?) lassen uns zu Verdrängungsweltmeistern werden. Wir schieben die Vernunft und die Gefühle ins Unterbewusstsein. Das aber hält in unseren notwendigen Erholungsphasen – dem Schlaf – unsere Lebensfunktionen aufrecht. Es verarbeitet im Schlaf unsere Sünden des Tages durch seelische und körperliche Anspannung. Wir „arbeiten“ weiter und knirschen des Nachts oft mit den Zähnen, denn da kommt all das in uns hoch, was wir während des Tages mühsam verdrängt haben. Und noch im Schlaf wollen wir alles mit zusammengepressten Zähnen entscheiden … Wer sein Unterbewusstsein verdrängt, für den wird es finster. Er kann nicht mehr klar sehen. Und so hält er seine Mitmenschen für Konkurrenten und sich selbst für nicht gut genug.Aber auch Misserfolge, Krankheit, Arbeitslosigkeit, das Gefühl des Nicht-mehr-Gebrauchtseins führen zum Zähneknirschen.
Durch anhaltendes Zähneknirschen kommt es im Kauorgan zu Veränderungen, die oft schmerzhaft sein können und wiederum Fehlfunktionen (sogenannte Parafunktionen) hervorrufen können. Andererseits können aber auch Fehlfunktionen verursacht werden durch Fehlstellungen von Zähnen, die kieferorthopädisch nicht korrigiert wurden. Zahnlücken verursachen ebenfalls Parafunktionen. Aber auch Überlastungen oder Einschränkungen des Stützapparates (Wirbelsäule, Schultergürtel) beeinflussen in diesem Sinne unser Kauorgan negativ. Auch der „aufrechte Gang“ ist eine Frage unseres körperlichen und seelischen Wohlbefindens. Es handelt sich also um ein kompliziertes, komplexes Geschehen unseres ganzen Körpers sowohl mit seelischen als auch anatomischen und pathologischen Komponenten.